Scheidenkrebs, Scheidenkarzinom, Vaginalkrebs, Vaginalkarzinom
Scheidenkrebs ist eine sehr seltene Erkrankung. Der Tumor kommt nur bei etwa 0,3 Prozent aller Frauen vor. Er ist jedoch fast immer bösartig. Da der Krebs in frühen Stadien meist keine Symptome verursacht, wird er zudem oft sehr spät entdeckt.
Scheidenkrebs wird häufig als Zufallsbefund bei der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung diagnostiziert. Bei einem auffälligen Zellabstrich wird eine zusätzliche Lupenvergrößerungsuntersuchung (Kolposkopie) vorgenommen und eine Gewebeprobe entnommen, die dann mikroskopisch untersucht wird.
Oft entstehen bösartige Tumore in der Scheide durch Ausbreitung von Tumoren aus benachbarten Organen, wie z.B. dem Gebärmuttermund, den Schamlippen, der Harnröhre oder der Harnblase. Zur weiteren Abklärung werden dann verschiedene diagnostische Verfahren verwendet wie z.B. die Spiegelung der Harnwege (Urethrozystoskopie) oder des Enddarms (Rektoskopie) und die Ultraschalluntersuchung der Scheide. Röntgenuntersuchungen, Kernspintomographie und Computertomographie können ebenfalls eingesetzt werden.
Unterschieden werden die Krebsarten der Scheide durch die Zellenverschiedenheiten, aus denen die Erkrankung entsteht. Über 95 Prozent aller bösartigen Vaginalkarzinome entwickeln sich aus Veränderungen der obersten Schleimhautschicht. Sie werden als Plattenepithelkarzinome bezeichnet. Die restlichen Karzinome zählen zu den Adenokarzinomen (Krebs des Drüsengewebes), malignen Melanomen (schwarzer Hautkrebs) und Rhabdomysarkomen (Krebs mit Ursprung in der Muskulatur).
Die Ursachen für Scheidenkarzinome sind noch weitgehend ungeklärt. Zu den Risikofaktoren zählen unter anderem Infektionen mit Humanen Papillom-Viren (HPV), früher erster Geschlechtsverkehr und das Rauchen.
Scheidenkarzinome verursachen oft erst in einem späteren Stadium Symptome. Meist fallen den Patientinnen leichte Blutungen oder verstärkter Ausfluss auf. Mitunter wird die Diagnose ohne vorliegende Beschwerden bei der Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt gestellt.
Die Therapie richtet sich immer nach dem Stadium der Erkrankung, bzw. der Ausbreitungsgrad des Tumors. Die Behandlung umfasst Operation und/oder Bestrahlung sowie eine Chemotherapie.
Häufigkeit
Scheidenkarzinome sind äußerst selten. Pro Jahr erkranken etwa 0,6-1 von 100.000 Frauen an einem Plattenepithelkarzinom der Scheide. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 74 Jahren. Sind die Betroffenen jünger, ist der Grund zumeist eine Infektion mit Humanen Papillom-Viren (HPV).
Symptome
Scheidenkrebs zeigt sich erst in einem fortgeschrittenen Stadium. Zu den ersten Auffälligkeiten zählen blutiger Ausfluss oder auch Scheidenblutungen, die z.B. nach Sexualkontakt auftreten. Hat sich der Tumor auf umliegendes Gewebe oder weitere Organe ausgebreitet, können Unterleibschmerzen oder Organstörungen (Harnblase, Darm) auftreten.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen für Scheidenkarzinome sind weitgehend ungeklärt, es sind allerdings folgende Risikofaktoren bekannt:
HPV-Infektionen: Infektionen mit dem Humanen Papilloma-Virus vor allem mit dem Typ 16 werden mit der Entstehung von Scheidenkarzinomen in Verbindung gebracht. Die HPV-Infektion ist generell sehr häufig, eine Erkrankung an einer HPV assoziierten Veränderung ist allerdings selten.
Diagnose
Die Diagnose Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom) ist leider oft ein Zufallsbefund bei der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung. Ist der entnommene Zellabstrich bei der mikroskopischen Untersuchung auffällig, wird eine zusätzliche Lupenvergrößerungsuntersuchung (Kolposkopie) empfohlen. Zudem sollte dann eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen werden, die von einem Pathologen unter dem Mikroskop genaustens untersucht wird.
Die meisten bösartigen Geschwülste in der Vagina entstehen, wenn sich Tumoren aus benachbarten Organen auf die Scheide ausbreiten, etwa vom Gebärmuttermund, der Vulva, Harnröhre oder Harnblase. Deshalb wird genau untersucht, ob ein anderer Tumor als Scheidenkrebs vorliegt. Wenn beispielsweise der Gebärmuttermund befallen ist, gilt der Tumor ggf. als Gebärmutterhalskrebs; ist die Vulva gleichzeitig befallen, liegt Vulvakrebs vor. Diese Unterscheidung ist für die Wahl der Therapie von wichtiger Bedeutung.
Um die Ausbreitung des Tumors zu beurteilen, kommen folgende Verfahren in Frage:
- Anamnese und körperliche Untersuchung mit Tastuntersuchung
- Ultraschalluntersuchung der Scheide von innen, der Leber und der Nieren
- Spiegelung der Harnwege und des Darms (Urethrozystoskopie, Rektoskopie).
Durch weitere Untersuchungen kann festgestellt werden, ob sich der Tumor auch auf andere Organe ausgebreitet hat, zum Beispiel durch Röntgenaufnahmen der Lunge und eine Kernspintomographie des Beckens. Bei Verdacht auf einen Befall von Oberbauchorganen wird eine Computertomographie des Bauches empfohlen. Wenn alle notwendigen Untersuchungen abgeschlossen sind, wird entschieden, welche Behandlungsmaßnahmen am besten geeignet sind.
Therapie/Behandlung
Für die Behandlung kommen die operative Entfernung des Tumors und/oder die Bestrahlung in Frage. Welches der beiden Verfahren angewandt wird, richtet sich nach dem Stadium, beziehungsweise der Ausbreitung der Erkrankung. Eine Chemotherapie wird nur bei fortgeschrittenem Scheidenkrebs eingesetzt. Die operative Entfernung des Tumors und/oder die Bestrahlung werden meistens eingesetzt. Das Stadium und die Ausbreitung bestimmen hierbei die Auswahl der Therapiemöglichkeiten. In einem fortgeschrittenen Stadium ist auch die Chemotherapie eine Behandlungsoption.
- Operation
Kleine Scheidenkarzinome können operativ entfernt werden, ohne dass die Scheide übermäßig in Mitleidenschaft gezogen wird. Bei ausgedehnten Tumoren hingegen kann die Operation ein erhebliches Ausmaß annehmen: Die Scheide muss unter Umständen vollständig entfernt werden, ebenso andere Organe wie die Harnblase oder der Darm. Auch nahe gelegene Lymphknoten im Bauch, Becken und in der Leiste müssen entfernt werden. Deshalb wird in fortgeschrittenen Fällen, aber selbst auch im Stadium I - der Strahlentherapie der Vorzug gegeben. Die Nachwirkungen der Operation hängen von dem Ausmaß der OP ab. Auf Wunsch der Patientin kann die Scheide nach einer Operation in einer weiteren plastischen Operation rekonstruiert werden.
- Strahlentherapie
Die Bestrahlung erfolgt üblicherweise von innen (vaginale Brachytherapie) und von außen über die Haut (perkutan). Sie kann allein, in Kombination mit einer Chemotherapie oder zusätzlich zur Operation (adjuvant) durchgeführt werden. Weil Scheidenkrebs eine seltene Erkrankung ist, existieren bislang nur wenige Studien zur Effizienz der kombinierten Radiochemotherapie. Vor allem bei lokal fortgeschrittenen Tumoren wird sie oft angewendet, in der Hoffnung, dadurch die Aussichten der Patientinnen verbessern zu können.
Trotz sorgfältiger Therapieplanung muss während der Strahlenbehandlung mit unerwünschten Begleiterscheinungen gerechnet werden. Diese können entweder unmittelbar während der Therapie auftreten (z.B. Durchfall, Übelkeit, Blutabgang über den Enddarm) oder sich erst Wochen oder Monate, nach der Behandlung bemerkbar machen.
Quellen:
[1] Deutsche Krebsgesellschaft, dkg-web.gmbh (Herausgeber), Patientenratgeber gynäkologische Onkologie, 2. Auflage, 2016
[2] S1-Leitlinie Vaginalkarzinom der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und GEburtshilfe (DGGG) und der Expertengruppe der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO), überarbeitete Fassung 2011.
Nachsorge und Nachbetreuung bei Scheidenkrebs
Im Anschluss an die Therapie sind regelmäßige Nachkontrollen beim Arzt von großer Bedeutung. In den ersten drei Jahren sollten diese alle drei Monate, vom vierten bis zum sechsten Jahr alle sechs Monate und danach jährlich stattfinden. Sie beinhalten eine ausführliche Anamnese (Gespräch) mit gezielter Befragung nach Beschwerden und eine gynäkologische Untersuchung mit Scheidenultraschall. Die Untersuchung sollte möglichst präzise mittels Lupenvergrößerungs-Untersuchung (Kolposkopie) und Abstrichuntersuchung (PAP) durchgeführt werden.
Patientinnen wird empfohlen, sich diesen Kontrollen regelmäßig zu unterziehen. Darüber hinaus sollten sie bei auftretenden Beschwerden unverzüglich einen Arzt aufsuchen. Dies ist zwingend notwendig, um Rückfälle frühzeitig zu erkennen und auch behandeln zu können.
Bei der Nachsorge geht es nicht nur um medizinische Untersuchungen, sie beinhaltet auch die Nachbetreuung der Patientin. Die meisten Menschen sind nach einer Krebsbehandlung körperlich und seelisch stark belastet. Im Vordergrund steht die Angst vor einem Rückfall, aber es gibt auch Begleitbeschwerden, die schwerwiegend und als psychisch belastend empfunden werden. Dies kann erhebliche Auswirkungen auf das Selbstverständnis und Selbstwertgefühl der Frau haben. Die Nachbetreuung soll daher helfen, die Krankheit zu verstehen, zu verarbeiten und die dadurch entstandenen Probleme gut zu bewältigen. Nützlich kann eine Rehabilitation oder Kur sein oder der Besuch in einer Selbsthilfegruppe.
Info:
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